Handtaschen 30er Jahre:

 
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Handtaschenangebot eines Karstadt-Katalogs aus den 30er Jahren
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Im Gegensatz zum streng burschikosen Stil der 20er Jahre setzte sich im Laufe der 30er Jahre allmählich eine zunehmend verspieltere, romantische Note bei Handtaschen durch. Der Einfluss des Art Deco mit seinen geometrischen Formen und Mustern blieb jedoch noch eine ganze Weile vorherrschend.
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Unterarmtasche aus braunem Kreppstoff mit emailierter Schließe, die ein typisches, geometrisches Art Deco Muster ziert. Das Mittelteil ist plissiert und die Tasche auf der Rückseite mit einer Handschlaufe versehen.
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Die Handtaschen waren weiterhin meist klein und leicht. Neue synthetische Kunststoffe wie Bakelit fanden zunehmend Verwendung, da diese Materialien billiger waren und der sinkenden Kaufkraft der Bevölkerung im Zuge der Weltwirtschaftskrise Rechnung trugen.
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Schlichte Ledertasche mit Tragschlaufe der Firma Goldpfeil.
Rahmen und Schließe aus Chrom.
Die Innentaschen wurden im Laufe der Zeit immer ausgefeilter und enthielten meist bereits neben mehreren Fächern eine Geldbörse, einen Spiegel und bisweilen auch einen Kamm.
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Nach wie vor war die Unterarmtasche das vorherrschende Modell. Selbst Taschen mit Henkeln wurden bevorzugt unter dem Arm getragen. Allerdings wurden diese Taschen, die meist aus Stoff oder Leder gearbeitet waren, im Verlaufe der 30er Jahre immer größer und hatten oft Reißverschlüsse. Es gab Modelle sowohl mit als auch ohne Trageschlaufen für Finger oder Hand - auch bei den Abendtaschen, die, wenn sie Schlaufen hatten, selbst beim Tanzen mit sich geführt werden konnten.
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Kuverttasche aus Wildleder mit dezenter Strassverzierung. Dazu gehört ein herausnehmbares Etui, das einen Spiegel und einen Kamm enthält.
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Amerikanische Unterarmtasche aus Satin.
Durch raffinierte Verarbeitung des Stoffes wird eine pfiffige "Rillenoptik" erzeugt. Zum Verschluss der Tasche dient ein Reißverschluss.
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Neuster modischer Schrei waren Taschen mit einem sich wie ein Scherengitter öffnenden Metallrahmen. Der Rahmen war auch einzeln zu erwerben und konnte dann mit Hilfe eines zum Kleid oder Kostüm passenden Stoff selbst zur vollständigen Tasche verarbeitet werden.
Metallverschluss aus versilbertem Messing mit verziertem Deckel und Kette
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Rahmentaschen bekamen nun oft weichere, bauschig ausladende Formen und waren meistens mit einem Henkel versehen. Insgesamt herrschte aber besonders ab Mitte der 30er Jahre eine enorme Formenvielfalt vor. Erlaubt war, was gefiel. 
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Rahmenhandtasche aus dunkelblauem Glattleder mit geometrisch geformter Messingschließe
Braune Wildledertasche in gebauschter Form. Die Tasche verfügt über mehrere Innentaschen mit herausnehmbaren Spiegel und Geldbörse 
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Wer es sich leisten konnte ließ sich seine Taschen, Hüte und/oder Schuhe speziell aufeinander abgestimmt anfertigen.Weniger Betuchte griffen auf die Angebote der großen Versand- und Kaufhäuser zurück, die bisweilen auch komplett aufeinander abgestimmte Ensembles anboten. Durch die steigende Verwendung von Imitaten und Kunststoffen konnten man dort oft besonders günstig einkaufen.
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Die beiden Ensemble aus Hut, Tasche und Handschuhen wurden vom Versandhaus
Sears & Roebuck 1939 den Kundinnen angeboten.
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Ende der 30er Jahre wurden die Taschen größer und die Trageriemen länger. Insbesondere die Designerin Elsa Shiaparelli führte mit ihren neuen Modellen die Schultertasche in die Damenwelt ein. Schon bald von der berufstätigen Frau wegen Ihrer praktischen Vorzüge geschätzt, sollte diese Art von Taschen in der folgenden Kriegszeit einen großen Siegeszug erleben. 
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In Amerika waren Ende der 30er Jahre aus der Tschechoslowakei importierte Handtaschen aus bunten Holzperlen für die Sommermonate eine besonders beliebte modische Neuheit.
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Während die Handtaschen am Tage nur dezent dekoriert waren, bestachen die Abendtäschchen durch überschwenglichen Zierat. Kuverts und Rahmentaschen wurden mit Perlen, Pailletten und Stickereien reich verziert. Es gab auch Modelle, die vollständig aus Plastik bestanden.
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Abendtasche mit Perlenstickerei. Der Rahmen und die Schließe sind mit Permuttstückchen verziert.
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Aus der Mode kamen im Laufe der 30er Jahre die Jahrzehnte lang beliebten Handtaschen aus Metallnetz, die aber in den 50er Jahren noch einmal ein Comeback erleben sollten.
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Metallnetztasche aus den frühen 30er Jahren mit Strassschließe. Whiting&Davis war damals die führende Marke, die diese Art von Taschen herstellte.
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Für die zunehmende Möglichkeit der breiten Bevölkerungschicht zur Freizeitgestaltung (ob beim Sport, Strand, etc.) wurden gerne große Leinentaschen und Beutel oft auch aus neuen synthetischen Materialien verwendet, in denen man die notwendigen Dinge gut verstauen konnte. 
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Links im Bild: "Badetasche in schönen Karomustern, innen gummiert" aus einem 30er Jahre Karstadt-Katalog
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