Filme:

Dr. Mabuse, der Spieler (1921/22)
Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens (1922)
Metropolis (1927)
Das Testament des Dr. Mabuse (1932)
Viktor und Viktoria (1933)
Der Mann, der Sherlock Holmes war (1937)
Hallo Janine (1939)
Wunschkonzert (1940)
Stukas (1941)
Die große Liebe (1942)


 



 

Dr. Mabuse, der Spieler (1921/22):

In diesem Fritz Lang Film tritt Dr. Mabuse, die Verkörperung eines dämonisch-genialen Übermenschen, zunächst als Falschspieler auf, der in illegalen Spielhöllen seine Mitspieler hypnotisiert und sie dann ausnimmt. Ist es anfangs noch die Lust am Falschspielen, so steigert sich Mabuse später in einen kriminellen Rausch und wird schließlich zum mehrfachen Mörder. Auf den Fersen ist ihm Staatsanwalt Wenk, der einzige, der sich seinen Hypnosefähigkeiten entziehen kann. Eine lange Hetzjagd beginnt. Dr. Mabuse gelingt es durch den geschickten Wechsel der Identität und skrupellose Brutalität immer wieder, Wenk zu entkommen. Bis beide in Berlin aufeinandertreffen.
In der Mabuse-Figur spiegelt sich das soziale Reizklima der Nachkriegszeit. Der skrupellose Verbrecher profitiert von Unsicherheit und Chaos. Ein Teil der Wirkung des Films beruhte auf der geschickten Verarbeitung aufsehenerregender Kriminalfälle. Der fast vierstündige Stummfilm wurde unter den Episodentiteln "Der große Spieler - ein Bild der Zeit" und "Inferno, ein Spiel von Menschen unserer Zeit" an zwei Abenden gezeigt. Die Herstellungskosten betrugen 15 Millionen Mark, auch in Inflationszeiten ein beträchtliches       Produktionsvolumen. Die Presse warf Lang Verherrlichung von Gewalt und Verbrechen vor. Der Film wurde nach einer Schnittauflage (aus der Straßenschlacht mußten 29 Meter, ca. eine Minute, geschnitten werden) von der Zensur erst ab achtzehn Jahren freigegeben.


 
 
 
 
Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens (1922):

" Eine Symphonie des Grauens wollen Sie sehen? Sie dürfen mehr erwarten. Seien Sie vorsichtig. Nosferatu ist kein Scherz, über den man banale Bemerkungen macht. Nochmals hüten Sie sich!" So lautete 1922 die Kinoreklame der ersten Verfilmung der Dracula-Story  durch den Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau. Die Geschichte handelt von Graf Orlock, einem Untoten (Nosferatu), der den Menschen das Blut aussaugt und die Pest bringt. Erst als eine sündenreine junge Frau sich ihm opfert, wodurch der Vampir den ersten Hahnenschrei vergisst und in der Luft des Morgengrauen zerfließt, ist die Menschheit gerettet.
Neben dem in seiner Maske grauenerregenden Schauspieler Max Schreck als Nosferatu beeindruckt der Film durch die geschickte Verwendung expressionistischer Mittel wie eingefügte Negativaufnahmen, Parallele Handlungsstränge, Zeitraffung, Froschperspektive, Schattenspiel und Kontakt zum Publikum durch Blick in die Linse.


 
 
 
 
Metropolis (1927):

Der Film handelt von der Stadt der Zukuft, Metropolis, die aus 2 Ebenen besteht: der Oberwelt, wo die Herrenmenschen umgeben von Luxus leben, und der lichtlosen Unterwelt, wo die Untermenschen als Arbeitssklaven die Maschinen bedienen und ein tristes Leben fristen. Doch dann verliebt sich der Herrschersohn Freder in Maria (gespielt von der damals 17-jährigen Brigitte Helm), der Prophetin der Arbeiterschaft, die für die Versöhnung der beiden Welten kämpft. Freders Vater greift zu einer List, die die beiden Liebenden für immer trennen soll. Er lässt Maria entführen und beauftragt den Erfinder Rotwang Maria durch einen Maschinenmenschen in ihrer Gestalt auszutauschen. Dieser soll dann die Arbeiter aufwiegeln, um sie nach einer gescheiterten Revolution  um so besser unterdrücken zu können. Aber Freder durchschaut das Spiel und kann im letzten Moment zusammen mit der von ihm befreiten Maria durch eine Versöhnung der beiden Welten eine Katastrophe verhindern.
Der Film "Metropolis" begründete in Deutschland das Scienc-Fiction-Filmgenre. 5,3 Millionen RM statt 1,7 Millionen kostete der Film des Regisseurs Fritz Lang und ruinierte dadurch fast die Ufa. Trotz der hohen Kosten wurde der Film zunächst kein Erfolg, sondern verschwand schnell  wieder vom Spielplan. Kritiker kritisierten die Geschichte als zu trivial. So schreibt T.Th. Heine im "Simpl" 1927 :"Nimm zehn Tonnen Grausen, gieße ein Zehntel Sentimentalität darüber, koche es mit sozialen Empfindungen auf und würze es mit Mystik nach Bedarf; verrühre das Ganze mit Mark (sieben Millionen) und du erhälst einen prima Kollossalfilm". Honoriert wurde lediglich die beeindruckende Art der Inszenierung: extrem vergrößerte Gebäude (50cm auf 50 m), durch Spiegelsystem kombinierte Bilder (Bsp.: fehlendes Portal wird durch Spiegelbild mitgefilmt), gewaltige Masseninszenierungen ...Heute zählt dieser Film zu den großen Stummfilmklassikern.


 
 
 
Das Testament des Dr. Mabuse (1932):

Berlin wird von einer Serie von Verbrechen heimgesucht. Urheber ist Dr. Mabuse, der als körperliches und geistiges Wrack seine unheilvollen Fäden von einer Zelle der Nervenheilanstalt Dr. Baums aus zieht, mit dem
einzigen Ziel, die Seelen der Menschen in ihren tiefsten Tiefen zu verängstigen und Chaos zum obersten Gesetz zu erheben. Mabuse zwingt durch seine hypnotischen Kräften Dr. Baum, seine Pläne von einer Verbrecherbande ausführen zu lassen. Die Polizei und Kommissar Lohmann sind zunächst ratlos. Gerade als die ersten Spuren auf Mabuse hinweisen, stirbt der Verbrecher, ohne daß die Verbrechen aufhören. Dr. Baum hält sich inzwischen für die Reinkarnation des Toten und für den Vollstrecker seines Testamentes. Aber schließlich kommt ihm die Polizei auf die Spur, sie findet ihn in Mabuses Zelle - wahnsinnig.
Zu seinem zweiten Mabuse-Film (erster Film "Dr. Mabuse der Spieler", siehe oben) meinte der Regisseur Fritz Lang später: " Dieser Film sollte - wie in einem Gleichnis - Hitlers Terrormethoden aufzeigen. Die Parolen und Glaubensartikel des Dritten Reichs sind hier den Verbrechern in den Mund gelegt. Damit hoffte ich, diesen Lehren, hinter denen sich der Wille zur Zerstörung alles dessen verbarg, was einem Volke wert und teuer ist, die Maske zu entreißen ... " Diese Absicht erahnten wohl damals auch die Nationalsozialisten. Die Uraufführung 1933  wurde abgesagt und der Film kurz darauf verboten.


 
 
 
 
Viktor und Viktoria (1933):

Um sein Engagement in einem Vorstadttheater nicht zu verlieren, bittet Viktor Hempel die mittellose Sängerin Susanne (Renate Müller) in seiner Travestieshow "Monsieur Viktoria" für ihn einzuspringen. Bei diesem Debüt wird Susanne als "Viktor" entdeckt und die beiden gehen im Ausland mit großem Erfolg auf Tournee. Bei einem Auftritt in London verliebt sich Londons "berühmtester Frauenkenner" Robert (Adolf Wohlbrück) in Susanne und ist enttäuscht als sie sich am Ende der Vorstellung als verkleideter Mann entpuppt. Doch Robert glaubt nicht, dass sich sein Instinkt getäuscht hat und versucht Susanne auf die Probe zu stellen. Susanne, die sich ebenfalls in Robert verliebt hat, hält das Verwechslungsspiel nicht lange durch, zumal sich auch das weibliche Geschlecht um den feschen "Jüngling" bemüht. 
 Die Musik-Komödie mit Liedern wie "Komm doch ein bißchen mit nach Madrid", "An einem Tag im Frühling ..." und "Won't you come and play with me" wurde ein durchschlagender Publikumserfolg. Die Uraufführung fand bereits unter dem NS-Regime statt, ging aber noch erstaunlich glatt durch. Die Kritik strich nur wenig  von der  bizzaren Handlung und den grotesken Situationen  (Susanne in der Herrengarderobe, auf Friseur- und Barstühlen, Avancen von Frauen...) heraus. In den 80er Jahren wurde unter dem Titel Victor/Victoria mit Julie Andrews ein amerikanisches Remake produziert.

Hören Sie Renate Müller:
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An einem Tag im Frühling
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Komm doch ein bisschen 
mit nach Madrid

 
 
 
Der Mann, der Sherlock Holmes war (1937):

Zwei erfolglose Privatdetektive Morris (Hans Albers) und Mackie (Heinz Rühmann) beschließen, ihre miserableAutragslage durch die Kostümierung als Sherlock Holmes und Doktor Watson zu verbessern. In der Tat werden sie daraufhin tatsächlich für das berühmte Kriminalistenpaar gehalten und klären die ihnen nun aufgetragen Verbrechen bravourös auf. Auch als schließlich ihr Schwindel entdeckt wird, verstehen es die beiden vor Gericht mit viel Geschick alles zum Guten zu wenden. Im Mittelpunkt des Films stand dabei die starke Männerfreundschaft, die dem Zuschauer vermittelte, dass zwei Männer, wenn sie nur zusammenhalten und optimistisch bleiben, die ganze Welt besiegen können. Eine Botschaft, die den Nationalsozialisten genehm war. Der große Erfolg dieses Films lag unter anderem an der gelungenen Besetzung der Hauptdarsteller mit Albers als Siegertyp und Rühmann als seinem ängstlichen und ungeschickten Bewunderer. Erfolgschlager dieses Films war das Badewannen-Duett "Jawoll, meine Herr'n". 

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Jawoll, meine Herr'n !

 
 
 
Hallo Janine (1939):

In dem Revuefilm "Hallo Janine" gelingt es der kleinen Tänzerin Janine (Marika Rökk) nach Bewältigung verschiedene Unwegsamkeiten nicht nur die erträumte Kariere als Primaballerina zu verwirklichen, sondern auch ihre Große Liebe zu finden. Obwohl sie dem ehemaligen, treulosen Galan ihrer Freundin ,dem Grafen René (Johannes Heesters) die Leviten lesen will, verliebt sie sich in diesen ohne es zu erahnen. Denn der Graf hat mit dem unbekannten Komponisten Pierre Tarin (Rudi Godden) die Rollen vertauscht. Der Graf setzt sich nun hinter ihrem Rücken dafür ein, dass Janine die arrogante, wenig talentierte Hauptdarstellerin der neuen Revue Yvette ersetzt, was schließlich auch gelingt und zu einem großen Erfolg für Janine wird. Der Film enthielt alle Zutaten eines schmissigen Revuefilms: eine eher dünne, aber gängige Geschichte um Intrigen hinter der Kulisse, Erfolgsträume und die unvermeidlichen Verwechslungen und Liebeswirren. Zusätzliche Komik brachte der junge Musiker, der ständig Ärger mit seiner Freundin hat und dem die Verwechslung mit dem Grafen bald über den Kopf wächst. Das Lied "Ich brauche keine Millionen" (Musik, Musik, Musik) wurde zum Erfolgsschlager.

Hören Sie Rudi Godden:
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1-2-3-4-5-6-7, wo ist
meine Frau geblieben?
Hören Sie Marika Rökk:
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Musik, Musik, Musik

 
 
 
Wunschkonzert (1940):

Das im Radio an Front und Heimat übertragene Wunschkonzert wurde im Krieg zu einem wichtigen Integrationsmittel für die "Volksgemeinschaft". Unter der strengen Aufsicht des Propagandachefs Goebbels traten berühmte Künstler des Reichs auf, um die Bevölkerung vom Kriegsalltag abzulenken und wieder neuen Mut fassen zu lassen.
"Für den gleichnamigen 'Wunschkonzert'-Film wurde die Handlung bis in die Einzelheiten festgelegt. Die Liebesgeschichte zwischen dem Fliegeroffizier (Carl Raddatz) und dem Mädchen Inge (Ilse Werner) fertigte man zu einem Rahmen, in den Bilder politischer Ereignisse gehängt werden: die Olympiade, die Legion Condor im Spanischen Krieg, der Überfall auf Polen, der Frankreichfeldzug: Regisseur Eduard von Borsody führte ein in jeder Weise geeintes Volk vor, das in soldatischer und ziviler Pflichterfüllung zu allen Opfern bereit ist."  Höhepunkte im Film waren seine Lieder, wie "Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern" der Schauspieler Brausewetter, Rühmann und Sieber, das Optimismus und Zuversicht in den Sieg der deutschen Wehrmacht vermitteln sollte. Der Film war mit über 23 Millionen Zuschauern der zweiterfolgreichste NS-Film.

Hören Sie die Schauspieler Brausewetter, Rühmann und Sieber:
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Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern

 
 
Stukas (1941):

Zum Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 kam der Film Karl Ritters, der auf überwältigende Bilder offensiven Kriegsgeschehens und Zuschauerüberrumpelung spezialisiert war, gerade recht. Im Mittelpunkt des Filmes "stehen permanent agierende Sturzkampfflieger, die ihre Maschinen mit demoralisierendem Sirenengehäul auf alles steuern, was sich bewegt. Zwischen Zerbomben, Zerstören, Vernichten spielen Szenen auf dem Fliegerhorst, wo kernige Männer ungeduldig auf die nächsten Einsätze warten. Geht doch einmal ein Flugzeug zu Bruch, kommt stets Rettung auf wunderbare Weise. Oberleutnant Wildes (Hannes Stelzer), durch eine Verwundung seelisch angeknackst wird durch Wagner-Klänge in Bayreuth wieder ins stramme Gleichgewicht gebracht. Die mystische Beschwörung von militärischen Siegen und der Unüberwindlichkeit deutschen Heroismus' läßt den Krieg als Sport erscheinen und das NS-Regime als eine dynamische, gigantische Macht. Die im Stuka-Lied gipfelnde Musik will eine Art Rausch kollektiver Übereinstimmung erzielen und verwandelt 'englische Panzer in ein Spielzeug' ". Gefallene Kameraden werden zwar erwähnt, die Trauer weicht aber schon bald angesichts neuer "heldenhafter" Aufgaben. 

Hören Sie einen Ausschnitt aus dem "Stuka-Lied":
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Wir sind die schwarzen Husaren der Luft

 
 
 
Die große Liebe (1942):

Als Flieger-Oberleutnant Paul Wendlandt (Viktor Staals) im Fronturlaub die Sängerin Hanna Holberg (Zarah Leander) bei einem Auftritt in der Berliner Skala sieht, verliebt er sich sofort in sie. Die beiden lernen sich kennen und auch Hanna erwidert schließlich seine Gefühle. Doch leben können sie ihre Liebe nicht, denn er wird immer wieder an die Front gerufen und sie reist für die Truppenbetreuung quer durch Europa. Zeit füreinander finden sie erst, nachdem er angeschossen wurde und sie die Verletzten im Lazarett betreut.
Der Krieg selbst ist das eigentliche Thema dieses Films; er bestimmt den Ablauf, Konflikte und Dialoge. Die Botschaft des Films lautet: Jeder muss einsehen, dass persönliches Glück hinter der Kriegspflicht zurückzustehen hat. Mutmacher für eine bessere Zukunft sind die Durchhalteschlager "Davon geht die Welt nicht unter" und "Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen". Es ist das einzige Mal, dass in einem Film der NS-Zeit die Wirklichkeit der Heimatfront so unmittelbar geschildert wird, wenn auch stark geschönt. Beim Bombenarlarm haben die Hausbewohner nicht etwa Angst, sondern sie verbringen die Zeit vergnügt im Luftschutzkeller. Auch die sonst entrückten Künstlerfiguren zeigen sich in diesem Film volksnah (Motto: Im Krieg sind alle gleich), so trägt Zarah Leander  Alltagskleidung, wohnt in einer normalen Berliner Mietswohnung und fährt mit der U-Bahn zur Arbeit. Der mit dem Prädikat "Staatspolitisch, künstlerisch und volkstümlich wertvoll" versehene Film wurde ein sensationeller Erfolg. Nach dem Krieg war die Aufführung des Films in Deutschland zwar verboten, aber im europäischen Ausland  wurde er noch gezeigt (gekürzt um die Bunkerszene und den Auftritt vor Wehrmachtssoldaten).

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Ich weiß, es wird einmal
ein Wunder geschehen
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Davon geht die Welt nicht unter

 
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